Wenn herkömmliche Therapie und Medikamente scheitern: Die Behandlung der Zwangsstörung mit der Tiefen Hirnstimulation ( THS )
Im Folgenden die Zwangserkrankung, ihre Merkmal, allgemeine Bheandlungsmöglichkeiten und die Wirksamkeit der Tiefen Hirnstimulation erläutert:
Die folgenden Punkte führen Sie direkt zu den einzelnen Themen auf dieser Seite ( einfach anklicken )
1.Zwangsstörung falsch verstanden und deutlich unterschätzt.
2. Weitaus höheres Therapieversagen als angenommen.
3. Die Tiefe Hirnstimulation als weitaus beste Waffe, wenn andere Möglichkeiten wirkungslos sind :
Technik, Funktion, Erfolgsrate.
4. Voraussetzungen, um eine Tiefe Hirnstimulation zu bekommen- weniger hoch als angenommen
(aber auch keine Abkürzung )
Meist werden hier viele unterwegs sein, die die Zwangsstörung schon kennen:
Für alle andren im Folgenden eine Kurzusammenfassung der Merkmale, Behandlungsmöglichkeiten am Ende des Artikels ( Folgenden Link wählen )
6.Zwangsstörung noch einmal erläutert und alle Behandlungsmöglichkeiten
.
1. Zwangsstörung: Eine der am meisten falsch verstandenen Erkrankungen
Psychische Erkrankungen werden allgemein – zu Unrecht – als weniger schlimm angenommen als es bei physischen Erkrankungen der Fall ist:
Hier ist der Mensch noch der Urmensch :
Etwas blutet : Schlimm.
Jemand hat eine psychische Erkrankung: Kann man nicht sehen - ist nicht so schlimm.
Obwohl ich mich im Grunde scheue, Krankheiten zu vergleichen, tue ich es bei der Zwangsstörung dennoch, denn hier ist das allgemeine Verständnis besonders schlecht:
1.1- Zwangsstörung als eine der belastendsten Krankheiten überhaupt
Hier ist der Vergleich verschiedener psychischer , Sucht und körperlicher Erkrankungen prozentual zum Normalzustand dagestellt.
Die Studie maß insgesamt 8 Kategorien:
Besonders schlecht schnitt die Zwangsstörung im sozialen Erleben, im Gefühlzustand, gesitiger Gesundheitserleben ab.
GRAFIK DURCH ANKLICKEN VERGRÖßERN
Sogar beim körperlichen Erleben ergaben sich erhebliche Defizite
(Zu Grunde liegen ein YBOCS zwischen 24 und 26 von 40 Punkten )
Die Zwangsstörung ist die weitaus belastendenste Störung, weit vor den Depressionen und nur übertroffenen von der Schizophrenie
2.Therapie wirkungslos trotz drastischer Methoden in der Medizin
- Zwangspatienten bekommen als Medikament der Wahl Antidepressiva oder SSRIs ( quasi " moderne Antidepressiva ): Jedoch in 2 - 3 fach höherer Dosierung als bei Depressionen.
Das bedeutet aber auch 2 - 3 fache höhere Nebenwirkungen, und diese werden von Patienten teils sogar als " hinderlich " empfunden.
Der Zwangspatient soll aktiv gegen seine Zwänge ankämpfen.
Die Therapie erfordert, aber das der Patient AKTIV gegen die Zwänge ankämpft:
Wie das " im Halbschlaf " funktionieren soll, bleibt nicht nur mir ( nach 20 verschiedeen Medikamenten ) ein Rätsel.
Auch stehen keine weiteren Optionen zu Wahl: -
Elektrokrampftherapie ( EKT ) wird bei Depressionen angewandt und bei einem Teil der Betroffenen auch einen positiven Effekt: Nach mehreren Studien ist die
Wirkung bei Zwängen gleich Null.
- Ketamin - Infusionen bringen bei Depressionen öfter wochenlange Linderungen, bei Zwangspatienten hält der Effekt nur wenige Stunden an.
- Transcraniale Magnet Stmulation ( glech welcher Art ) in einigen Studien bei Depressionen wirksam, -kein klinischer Nutzen bei Zwängen.
2.1. Patienten denen mit Therapie nicht nachhaltig geholfen werden kann, weitaus höher als angenommen !
Zwischen 20 und 40 Prozent aller Patienten kann mit einer herkömmlichen Therapie NICHT geholfen werden
Die Schätzungen, dass Patienten nicht mit herkömmlichen Therapien und Medikamenten geholfen werden kann, liegen bei 20 % ( konservativ S 3 Leitlinien Deutschland / Quelle:2 bis zu 40
% ( Edna B. Foa – führende US amerikanische Psychiaterin – hier werden vermutlich auch die „ Abbrecher „ die die Therapie nicht aushalten können , mit einbezogen /
Quelle 3 )
"#Tiefe Hirnstimulation bei Zwaengen"
3.1. Die Tiefe Hirnstimulation als weitaus beste Waffe, wenn andere Möglichkeiten wirkungslos sind
Herkömmliche Therapie
1. Relativ häufig : Besserung am Ende der Therapie
2. Aber auch: Verschlechterung NACH Therapie
Tendenziell je stärker die Zwänge und je schlechter sie auf die Therapie ansprechen, umso häufiger.
3. Ich nenne es den „ Glaskuppel Effekt „: Solange man in der „ fremden Umgebung ist, fehlen die Trigger, daheim sind sie wieder da und auch das „ Real Life „ - Beruf, Umgebung, Familie
Tiefe Hirnstimulation
Grafik durch Anklicken vergrößern ( Quelle 4 - bearbeietet )
1. SIE WIRD NUR DANN ANGEWANDT; WENN DIE WIRKUNG ALLER HERKÖMMLICHEN METHODEN QUASI NULL IST
Was ist bei der Tiefen Hirnstimulation in den meisten Fällen anders ? Obwohl sie sich nur mit den schweren Fälle befasst, die hier keinen Erfolg haben, erreicht sie bei rund 70 % aller Patienten eine Symptomreduktion um mindestens
35 % - IN VIELEN FÄLLEN DEUTLICH MEHR
2. Der Wirkungseintritt kann Wochen oder Monate dauern – auch > 1 Jahr
Wirkung schwankt zwar auch bedingt durch innere und Äußere Faktoren, ABER:
3. Unsere eigene wesentliche Beobachtung ist:
Ein einmal erreichtes Niveau geht NICHT wieder verloren !
KEIN BOUNCE - EFFEKT
3.2. Die bisher beste Waffe gegen erfolglose Therapien und Medikamente: Tiefe Hirnstimulation
Die allgemeine Technik der Tiefen Hirnstimulation ( THS
) haben wir hier bereits erläutert ( HIER - Im Umbau )
Sie erreicht in bei den Zwangsstörungen in 60 – 70 % eine erhebliche und dauerhafte Linderung ( mehr als 35 % ), in etlichen Fällen sogar eine nahezu Symptomfreiheit.
Bei der Zwangsstörung sieht sie etwas konkreter so aus:
Wie bereits im allgemeinen Teil zur Funktion der THs erläutert ( hier ) wird fast alle unser Funktionen im Gehirn Regelkreisläufen bestimmt – so auch hier und er hat den Namen:
Cortico-Striato-Thalamo-Cortical-Kreislauf ( CSTC )
Allein schon wegen des Namens ein Wort, das man lieben muß
Aber auch erläutern:
Im Grunde genommen bedeutet er, das eine Endlosschleife zwischen dem
1. Bereich des bewusste rationalen Entscheidens ( Cortex – genaue Orbitofrontaler Cortex )
2. in einen Bereich in den Tiefen des Gehirns ( Striatum )
3. und in einem besonderen Gebiet, dem Nucleus Accumbens ( der Ort der auch Belohnungszentrum genannt wird ) und dann direkt über einen
mächtigen emotionalen Nervenstrang
4. Den Thalamus führt der enorme Bedeutung für die psychischen und physischen Reaktionen hat
5. Direkt wieder zurück zum rationalen Entscheiden führt.
6. Dieser Prozess bildet dann eine Endlos - Schleife.
Die meisten Operateure setzen hier im N.Acc oder Accumbens oder in Gebieten die auf ihn großen Einfluss haben die Elektroden ein -warum ?
Der Accumbens ist quasi an jeder Entscheidungsfindung beteiligt, er ist eine entwicklungsgeschichtlich alte Struktur, und er ist auch dafür da Situationen im „ Handumdrehen „zu
bewerten.
Bedenken wir, da viele Handlungen erst gar nicht lange durchdacht werden „ dürfen „ ,etwa lebenswichtige Automatismen.
Etwa das macht der Accumbens
Er gibt uns ein gutes oder schlechtes Gefühl unserer „ durchdachten „ Entscheidung , und im Fall der Zwangsstörung funktioniert er nicht richtig, sondern eher wie eine kaputte
Gangschaltung:
Er ist dann der ewige Nein – Sager, der uns ein schlechtes Gefühl gibt, wenn wir unsere Zwänge NICHT durchführen lässt.
Eine so tief liegende Struktur, ist dann auch therapeutisch kaum noch zugänglich, insbesondere wenn sie über Jahre oder Jahrzehnte dazu gelernt hat.
( Grafik Vergößeren durch Klicken )
Hier interessieren uns der OFC ( Orbitofrontale Cortex ) und der NACC ( der Accumbens:
Die Zwangsgedanken pendeln immer wieder zwischen dem bewußten Überlegen und Abwägen für oder gegen einen Zwang und dem NACC ( dem ewigen " NEIN - Zu unsicher -
Sager ) direkt hin und und über die mächtige Amygdala her. ( Vergößeren durch Klicken )
Daher wird der N ACC quch quasi durch die Tief Hirnstimulation und die stromführenden Elektroden quasi " lahm gelegt " und seine Überaktivtät ohne Gewebszerstörung auf ein
Normalmaß reduziert.
Unten im folgenden ~ 2:30 minütigen Firlm noch mal erläutert ( Anklicken )
Zwangsststörung biologisch in zwei Minuten erklärt - Klick auf Video
4. Wie gelangt man nun zu einer THS bei Zwangsstörungen ?
1.Hoher Leidensdruck YBOCS (Yale-Brown obsessive-compulsive scale): Min 0-Max 40 - THS ab YBOCS 28 > 3 Jahre * ( Da kommen wir nochmal darauf zurück – bleib dran )
|
In Kurzform:
1.YBOCs größer / gleich 28 seit mehr als 3 Jahren
2 kognitive Verhaltenstheapie. stationär oder ambulant über 45 Stunden
3. Zwei Medikamentenversuche mit geeigneten Medikamenten
3 .1. Doppelmedikation über 10 Wochen
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Als grobe Leitlinie für den YBOCS:
In der stationären Behandlung liegt der Durchschnitt bei einer normalen Therapei beim Eingang bei etwa 24 - 25.
Grob geschätzt bedeutet ein YBOCS von 28, das etwa 2 /3 des Tages nicht zwangsfrei sind.-
Niemand muß also zwei, drei oder mehr Therapien über sich ergehen lassen und auch nicht mehr als 3 oder 4 Medikamente schlucken, sofern er " ausreichend " krank ist.
Der YBOCs erstreckt sich von 0 bis 40:
28 ist bereits eine schwere Zwangserkrankung, ab 32 wird sie extrem, und der Patient dürfte auch kaum noch therapiefähig im herkömmlichen Sinn sein.
Der US amerikanische Professor für Neurologie , Neurochrurgie, Psychiatrie udnd Neuroomodulation , Brian Kopell vom Mount Sinai Hospital ( in etwa vergleichbar der Mayo - Klinik oder der Johns -Hopkins - Klinik mit über 800 THS und einer der Pioniere der Bildgebung, rät ausdrücklich dazu, die THS
5. Und so sehen das " Fachleute " gemäß Ihrer eigenen S 3 Leitlinien, was Zwangskranke angeht, die nicht konventionell therapiert werden können.
" Viele Psychotherapeuten zögern, Patienten mit Zwangsstörungen zu behandeln,da die Therapie als besonders aufwändig, die Patienten als „undankbar“ undZwangssymptome als relativ behandlungsresistent gelten " (Ambühl und Bader, 2005 )
Bitte vergessen Sie nie, das auch eine Tiefe Hirnstimulation von einem Psychiater genehmigt werden muß (und NUR von diesem Klinik - Psychiater ) , und zwar dem der in einem der Zentren sitzt, die diese Option anbieten, also eine hochspezialsierte Person , die zusammen mit einem hochspezialisierten Neurochirurgen zusammen die Entscheidung trifft.
|
|
Mermale der Zwangserkrankung, Hilfe und Behandlungsmöglichkeiten
Zwangserkrankung ist:
Wenn man in eine ständig sich wiederholendem Ritual Handlungen wiederholen oder Gedanken immer wieder durchgehen muss , um ein Unglück abzuwenden, OBWOHL der Betroffene genau weiß, dass dies unsinnig ist.
Das Schlimme ist, das die Handlungen oft so bizarr sind, dass sie „ verrückt „ erscheinen und auch das weiß der Betroffene.
Trotzdem ist er unfähig es zu unterlassen.
Hinzu kommt: Selbst „ Fachleute „ rufen bei den Patienten immer wieder das Gefühl hervor, dass sie es nicht wirklich verstehen.
Die Behandlung der Wahl ist dann die „ Kognitive Verhaltenstherapie ( KVT ) mit Reizexposition und Reaktionsverhinderung, gegebenenfalls massiv mit Medikamenten unterstützt.
KVT meint , dass man dem Patienten beibringt, dass die Zwänge unsinnig sind, im besten Fall noch mit einer Erklärung warum das bei ihnen so ist:
Wie gesagt: Die große Mehrheit weiß das.
Die Reizexpostion / Reaktionsverhinderung ist im Grunde eins:
Aussetzen der Situation – Reaktionsverhinderung durch den Therapeuten.
Ein bißchen als wolle man den Schmerz vermindern, wenn man sich mit einem Hammer auf den Daumen schlägt, indem man jeden Tag auf alle Finger schlägt.
Dennoch: Bei 80 % und nach Meinung einiger wirklich erstklassiger Experten nur 60 % funktioniert das nicht ( mehr ).
Die Euphorie hinsichtlich „ modernerer „ Medikamente als den klassischen Antidepressiva ( den SSRI s ) hat auch nach deren Entdeckung, namentlich Prozac, damals in den USA als „ Happy Pill „ aufbauend vermarktet, stark nachgelassen.
Mich jedenfalls haben diese Medikamente nur müder gemacht, und waren eher behindernd als hilfreich, denn sie machen in der Regel mehr als müde.
Quellenverzeichnis:
1)Quality of life and disability in patients with obsessivecompulsive disorderJ. Bobes1*, M.P. González1, M.T. Bascarán1, C. Arango2, P.A. Sáiz1, M. Bousoño11 Department of Psychiatry, University of Oviedo, Julián Claveria, 6, 33006 Oviedo, Spain; 2 Hospital GregorioMarañón, Madrid, Spain (Received 30 April 2000; revised 2 January 2001; accepted 9February 2001)
2)https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/29d7ea6c2c635d3626ddaf70eabf31386b9bbda8/S3-Leitlinie%20Zwangsst%C3%B6rungen%20Langversion%20Endversion%2014%2005%202013.pdf
S. 112 - 113
3)https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3181959/ https://en.wikipedia.org/wiki/Edna_B._Foa:
"Although about 80% of patients respond well to EX/RP, 20% do not; therefore about 40% of patients with OCD are not helped by existing treatments"
4 )
Clinical Psychology in Europe, 2020, Vol. 2(1), Article e2785, https://doi.org/10.32872/cpe.v2i1.2785 Received: 2019-09-03 • Accepted: 2020-02-04 • Published (VoR): 2020-03-31 Handling Editor: Winfried Rief, Philipps-University of Marburg, Marburg, Germany,Corresponding Author: Björn Elsner, Humboldt-Universität zu Berlin, Rudower Chaussee 18, 12489 Berlin,Germany, Tel.: 0049 30 2093-9338. E-mail: bjoern.elsner@hu-berlin.deLong-Term Stability of Benefits of Cognitive BehavioralTherapy for Obsessive Compulsive Disorder Depends onSymptom Remission During TreatmentBjörn Elsnera, Frieder Wolfsbergera, Jessica Srpa, Antonia Windsheimera, Laura Beckera,Tanja Jacobia, Norbert Kathmanna, Benedikt Reutera[a] Department of Psychology, Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, Germany. Eigene Bearbeitung ( Pfeile )
5)Die S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Zwangsstörungen Article in PiD - Psychotherapie im Dialog · June 2014, S 113
6)